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Dienstjubiläen und ein Rückblick auf das Thema "Sexualisierte Gewalt"

Christine Gelbhardt (35 Jahre), Kirsten Hansen und Astrid-Maria Kreyerhoff (jeweils 30 Jahre) feierten im Oktober und Dezember ihr Dienstjubiläum. Die Beratungsstelle befand sich bei deren Arbeitsbeginn noch am heutigen Germania Campus oben unterm Dach. Sie bestand aus einem Durchgangszimmer, von dem man in einen kleinen Beratungsraum und in den Gruppenraum gelang. Es gab ein Telefon, eine Schreibmaschine, einen kleinen Tischkalender und eine Toilette mit Spülgelegenheit auf dem Flur. Das Team bestand ausschließlich aus 2-4 Mitarbeitenden mit - meist auf 2 Jahre - befristeten Stellen.

Heute sind 10 Mitarbeiter*innen fest angestellt und füllen insgesamt 6,9 Stellen. Ergänzt wird das Team durch eine Verwaltungskraft und eine Person im Praktikum. Jede*r hat bei Anwesenheit einen Arbeitsplatz mit PC/Laptop und Telefon zur Verfügung. Die Beratungsstelle hat sechs Beratungsräume, ein Büro und einen großen Gruppenraum, der auch für Teamsitzungen und Supervision genutzt wird. Zusätzlich gibt es eine große Küche und einen Materialraum. Die Toilette ist barrierefrei.

Parallel dazu hat sich der Umgang mit dem Thema Sexualisierte Gewalt professionalisiert. Gab es damals kaum Literatur, füllen heute ganze Regale die Bibliotheken. 

In den letzten 35 Jahren hat sich das Bewusstsein für das Thema stark verändert. Es war ein stilles Thema, lange im Schatten von Scham und Tabus. Viele Betroffene hatten keine Stimme, fühlten sich allein, während die Gesellschaft oft wegsah. Doch dann kam Bewegung in das Schweigen.

In den 1990er Jahren begannen erste größere Diskussionen. Frauenhäuser und Beratungsstellen kämpften hart, um Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen. Langsam wurde klar: Sexualisierte Gewalt ist kein Randthema, sondern betrifft viele Menschen – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft.

Die frühen 2000er Jahre brachten neue Dynamik. Öffentlich bekannte Fälle brachen das Schweigen, und die Medien berichteten immer häufiger. Betroffene erzählten ihre Geschichten – mutig und oft mit hohen persönlichen Kosten. Begriffe wie „#MeToo“ fanden ihren Weg in die Welt und lösten eine globale Bewegung aus. Millionen Menschen machten deutlich: Sexualisierte Gewalt ist ein strukturelles Problem, nicht nur das Leid Einzelner.

Parallel dazu änderten sich Gesetze. Ein „Nein“ reicht heute, um Grenzen klar zu setzen – in vielen Ländern ein Meilenstein. Auch das Verständnis von Täter*innen und deren Verantwortung wurde differenzierter. Prävention und Aufklärung rückten in den Fokus, ebenso wie Unterstützung für Betroffene.

Die letzten Jahre zeigen: Es gibt Fortschritte, aber auch Herausforderungen. Tabus werden gebrochen, doch es bleibt viel zu tun. Die Gesellschaft hat gelernt, hinzusehen und zuzuhören – aber der Weg zu einer Welt, in der sexualisierte Gewalt keinen Platz mehr hat, ist noch lang.

Diese Geschichte ist nicht nur die einer Bewegung, sondern die von Menschen: von Betroffenen, die nie aufgeben, von Helfenden, die ihre Kraft schenken, und von einer Gesellschaft, die langsam versteht, dass Schweigen keine Lösung ist. Jeder Schritt zählt – für eine Zukunft, in der Grenzen respektiert werden.

Das Tabu ist nicht mehr ganz so groß. Betroffene müssen sich nicht mehr verstecken. Heute weiß man, was ein Trauma ist und wie wichtig traumasensible Beratung ist.

All dies haben die drei miterlebt und mitentwickelt und dafür sagen wir Danke!

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