Fakten
Hellfeld und Dunkelfeld
Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) verzeichnet für das Jahr 2021 in Deutschland einen Anstieg der Ermittlungs- und Strafverfahren nur für sexuellen Kindesmissbrauch um 6,3% auf ca. 17.700 Fälle (Hellfeld) gegenüber dem Vorjahr. Hinzu kommen Fälle von Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung von Darstellung sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Hier liegt die Steigerung bei 108,8% gegenüber dem Vorjahr.
Das Dunkelfeld ist weitaus größer. Dunkelfeldforschungen aus den vergangenen Jahren gehen davon aus, dass jede/r Siebte bis Achte in Deutschland sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend erlitten hat. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von rund 18 Millionen Minderjährigen aus, die in Europa von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Das sind auf Deutschland übertragen rund 1 Million Mädchen und Jungen. Dies bedeutet, dass etwa 1 bis 2 Schüler*innen in jeder Schulklasse von sexualisierter Gewalt betroffen sind.
Statistisch gesehen werden in Deutschland täglich durchschnittlich 49 Kinder sexuell missbraucht.
Sexualisierte Gewalt gegen Kinder/erfasste Fälle:
- 2017: 13.832
- 2018: 14.606
- 2019: 15.936
- 2020: 16.921
- 2021: 17.704
Kontext
Sexualisierte Gewalt findet am häufigsten innerhalb der engsten Familie statt (ca. 25 %) sowie im sozialen Nahraum beziehungsweise im weiteren Familien- und Bekanntenkreis, zum Beispiel durch Nachbarn oder Personen aus Einrichtungen oder Vereinen, die die Kinder und Jugendlichen gut kennen (ca. 50 %). Sexualisierte Gewalt durch Fremdtäter*innen ist eher die Ausnahme. Deutlich zunehmend finden sexuelle Übergriffe im digitalen Raum statt.
Täter*innen
Sexualisierte Gewalt geschieht in etwa 80 % bis 90 % der Fälle durch Männer und männliche Jugendliche, zu etwa 10 % bis 20 % durch Frauen und weibliche Jugendliche. Der Mythos der „guten“ Mutter vernebelt dabei den Blick auf Grenzverletzungen und Gewalt durch Frauen. Sowohl Täter als auch Täterinnen missbrauchen sowohl Mädchen als auch Jungen. Missbrauchende Männer stammen aus allen sozialen Schichten, leben hetero- oder homosexuell und unterscheiden sich durch kein äußeres Merkmal von nicht missbrauchenden Männern.
Über missbrauchende Frauen wird bislang wenig geforscht. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sexualisierte Gewalt durch Frauen seltener entdeckt wird, weil solche Taten Frauen kaum zugetraut werden und sie in der eigenen Wahrnehmung nicht vorkommen. Von daher werden sie auch schnell übersehen bzw. nicht wahrgenommen. Frauen sind eher Einzeltäterinnen, missbrauchen aber auch zusammen mit einem männlichen Partner beziehungsweise unter dessen Einfluss.
Beim Tatbestand Sexueller Missbrauch von Kindern (§§ 176, 176a, 176b StGB) sind von den 11.572 Tatverdächtigen 94 % männlich und 6 % weiblich. Zudem sind 30 % der Tatverdächtigen selbst Kinder und Jugendliche (1.260 Kinder bis 14 Jahre und 2.227 Jugendliche von 14-18 Jahre).
Beim Tatbestand Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Schriften § 184b StGB sind von den 35.464 Tatverdächtigen 83 % männlich und 17% weiblich. 41 % sind selbst Kinder unter 14 Jahre (4.631) und Jugendliche 14-18 Jahre (9.897).
Quellen
- 2022 Pressemitteilung UBSKM zu Zahlen kindlicher Gewaltopfer und zu weiteren Zahlen und Fakten - Auswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2021
- PKS der vergangenen Jahre